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Sozialpädagogisches Können in der Theaterpädagogik
In der Sozialpädagogik arbeiten wir mit der Anamnese, Diagnostik, Intervention und Evaluation. Diese Prozesse wiederholen sich ständig und sorgen für eine professionelle Begleitung der Herausforderungen von Kindern und Jugendlichen.
Dabei kann dieser Prozess auch auf die Theaterpädagogik eingesetzt werden. Egal, ob die Herausforderungen in der künstlerischen Ausführung oder im sozialpädagogischen Kontext zu betrachten sind. In beiden Fällen kann dieses Sozialpädagogische Können deine Arbeit unterstützen.
Der Prozesshafte Aufbau
Der im Folgenden dargestellte Ablauf basiert auf der Arbeit von Burkhard Müllers gleichnamigen Buchs Sozialpädagogisches Können: Ein Lehrbuch zur multiperspektivischen Fallarbeit (Affiliate-Link). Dabei beleuchte ich nicht die multiperspektivische Herangehensweise (also die drei Fälle „Fall von“,“Fall für“, „Fall mit“), sondern beziehe mich nur auf die prozesshaft Arbeit mit den Adressatinnen und Adressaten. Dieser Prozess orientiert sich an der medizinischen Arbeit in Form von Anamnese, Diagnose, Intervention und Evaluation und zeige dessen Nutzen für die Theaterpädagogik.
Bei der Theaterpädagogik geht es darum, Menschen durch den Einsatz von Theater und darstellender Kunst in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen. Dabei spielen sozialpädagogische Fähigkeiten eine entscheidende Rolle. In diesem Blogbeitrag werden wir uns näher mit dem sozialpädagogischen Können in der Theaterpädagogik beschäftigen und erläutern, warum es so wichtig ist.
Anamnese
Ein erster Schritt im sozialpädagogischen Prozess ist die Anamnese. Hier geht es darum, Zusammenhänge und Gründe zu suchen. In der Theaterpädagogik bedeutet dies, die individuellen Hintergründe und Bedürfnisse der Teilnehmenden zu verstehen. Durch gezieltes Fragen und Zuhören können Theaterpädagoginnen und -pädagogen wichtige Informationen sammeln, um die persönliche Situation und die Motivation der Teilnehmenden zu erfassen. Die Anamnese ermöglicht es, den Menschen ganzheitlich zu sehen und gezielt auf seine Bedürfnisse einzugehen.
Diagnose
Die Diagnose ist ein Suchprozess, bei dem es darum geht, die gesammelten Informationen aus der Anamnese auseinanderzulegen, zu sortieren und zu gewichten. Es geht darum, den Sachverhalt zu durchdringen, zu erhellen, zu erklären und zu verstehen. In der Theaterpädagogik sind Anamnese und Diagnose eng miteinander verknüpft. Durch die ganzheitliche Sichtweise auf den Menschen können Theaterpädagoginnen und -pädagogen ein umfassendes Bild der Teilnehmenden gewinnen und ihre Stärken und Schwächen erkennen. Dies ermöglicht es ihnen, passende theaterpädagogische Methoden und Interventionen auszuwählen, um die individuelle Entwicklung zu fördern.
Intervention
Die Intervention in der Theaterpädagogik findet zwischen der Herausforderung, vor der die Teilnehmenden stehen, und der Person selbst statt. Sie basiert auf der Diagnose und ist keine Behandlung im herkömmlichen Sinne. Bei der Intervention wird nicht der Mensch behandelt, sondern das Problem. Theaterpädagoginnen und -pädagogen begleiten die Teilnehmenden auf ihrem Weg zur Selbsthilfe und ermutigen sie, ihre eigenen Lösungen zu finden. Dies gilt auch bei der Durchführung eines Theaterstücks oder bei der Vebesserung der darstellenden Kunst. In der Theaterpädagogik schaffst du einen sicheren Raum, in dem die Teilnehmenden experimentieren, neue Perspektiven einnehmen und sich selbst reflektieren können. Durch kreative Ausdrucksformen wie Theater und darstellende Kunst eröffnest du neue Handlungsmöglichkeiten, um die persönliche Entwicklung zu fördern.
Evaluation
Eine wichtige Komponente des sozialpädagogischen Könnens in der Theaterpädagogik ist die Evaluation. Hier wird das eigene Handeln reflektiert und bewertet. Hier überprüfst du regelmäßig, ob die gewählte Maßnahme den gewünschten Effekt erzielen und ob eine Anpassung erforderlich ist. Die Evaluation dient auch als Vorbereitung für die Anamnese, da sie neue Erkenntnisse über die Teilnehmenden liefert und den weiteren pädagogischen wie auch künstlerischen Prozess beeinflusst. Es ist wichtig, eine abwechslungsreiche Balance zwischen Intervention und Evaluation zu finden, um den individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden und die Wirksamkeit der theaterpädagogischen Arbeit zu gewährleisten.
Zusammenfassung
Nutze das sozialpädagogische Können auch in der theaterpädagogischen Arbeit, um Menschen in ihrer persönlichen und künstlerischen Entwicklung zu unterstützen. Durch die ganzheitliche Sichtweise auf den Menschen und die Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden kannst du individuelle Bedürfnisse erkennen und tiefgründiger eingehen. Dabei wird nicht behandelt, sondern interveniert, um den Menschen zur Selbsthilfe zu befähigen. Der pädagogische Prozess erfordert ständige Anpassung und Evaluation, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Theaterpädagogik bietet einen kreativen Raum, in dem Menschen ihre eigene Stimme finden, sich ausdrücken und persönlich wachsen können.