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Pädagogische Haltung im Theaterkurs: Kinder aktiv einbeziehen und begeistern

 

Theaterkurse mit Kindern und Jugendlichen können manchmal eine echte Herausforderung sein. Unruhe, Unzufriedenheit und Oppositionshaltung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer können dich als Kursleiter*innen vor große Herausforderungen stellen.

Doch oft liegt das Problem nicht bei den Kindern, sondern bei dir und deiner pädagogischen Haltung. Statt den Kurs mit den Kindern zu gestalten, wird er über sie hinweg geleitet. In diesem Blogbeitrag zeige ich dir, wie du deine pädagogische Haltung im Theaterkurs ändern kannst, um die Kinder aktiv einzubeziehen und zu begeistern.

Eine Lehre aus der Praxis

Das Beispiel einer Kollegin verdeutlicht sehr gut, wie deine Haltung den Kurs beeinflussen kann. Meine Ausbildung zum Theaterpädagogen machte ich zusammen mit einer Kollegin. Meine Kollegin spielte selbst in einem Theaterclub und wollte für ihre Ausbildung in diesem Club für ein Stück Regie führen.

So ging sie engagiert an die Arbeit und wollte ihren Club-Mitgliedern zeigen, was sie so alles kann. Viele Neuerungen und interessante Spiele brachte sie ein. So viel, dass sich die anderen Spieler bevormundet fühlte.

Klar, die Spiele, Übungen und Veränderungen waren aus theaterpädagogischer Sicht und Unterbetrachtung der Regie absolut Sinn voll. Jeder hätte aus professioneller Sicht ihr absolut zugestimmt.

Aber mit ihren vielen Veränderungen überforderte sie die Gruppe. Zu viel Neues, ohne Absprache mit der Gruppe, war einfach zu viel. Und die Gruppen ging auf die Barrikaden.

Der entscheidende Fehler

Der entscheidende Fehler in dieser Geschichte war, dass die Kollegin nicht auf die Gruppe hörte und ihre Bedürfnisse vernachlässigte. Sie setzte ihren Plan stur um, ohne Rücksicht auf die Teilnehmenden zu nehmen. Die Lehre daraus: Arbeite immer mit der Gruppe, passe deine Pläne an und beobachte, was die Gruppe benötigt.

Ich kenne das aus meinem Studium der Sozialen Arbeit. Hier ist es gängige Praxis, auf die Bedürfnisse des Adressaten einzugehen. Diese Partizipation fördert das Miteinander und ermöglicht eine effektivere Zusammenarbeit. In der Theaterpädagogik ist es genauso wichtig, die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen.

Die richtige Haltung in der Theaterpädagogik

Um eine pädagogische Haltung im Theaterkurs zu entwickeln, die die Kinder aktiv einbezieht, ist ein klarer Prozess notwendig. Dieser Prozess kann in mehreren Schritten umgesetzt werden:

Planung

Zunächst ist eine gründliche Planung des Kurses entscheidend. Ein flexibler Plan sollte erstellt werden, der Raum für Anpassungen und alternative Spiele lässt. Es ist wichtig zu verstehen, dass der Plan lediglich als Richtlinie dient und nicht starr eingehalten werden sollte. Während des Kurses sollten regelmäßige Anpassungen vorgenommen werden, um auf die Bedürfnisse und Reaktionen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzugehen.

Vogelperspektive

Eine weitere wichtige Facette ist die Fähigkeit, aus einer Vogelperspektive auf den Kurs zu blicken. Dies bedeutet, sich gezielt aus bestimmten Theaterspielen zurückzuziehen und den gesamten Kurs zu beobachten. Dies ermöglicht eine bessere Einsicht in die Dynamik der Gruppe und hilft dabei, auf mögliche Herausforderungen und Chancen zu reagieren.

Veto-Recht

Die Schaffung von Angeboten statt Vorgaben ist ein Schlüsselelement. Statt die Kinder zu zwingen, bestimmte Spiele zu spielen, sollten sie die Freiheit haben, Spiele abzulehnen. Also ein Veto auszusprechen. Du kannst spielerisch fragen: „Möchtest du mitmachen?“ Diese offene Frage ermutigt die Kinder zur Teilnahme und zum Ausprobieren, ohne Druck auszuüben.

Reflexion

Reflexion ist ein wichtiger Schritt, um den Kurs kontinuierlich zu verbessern. Daher solltest du deinen Kurs sowohl mit den Teilnehmenden reflektieren als auch allein. Frage dich immer, was ist gut gelaufen und was ist nicht gut gelaufen. Und frage dich auch immer, warum? Dies ermöglicht es, herauszufinden, was gut funktioniert hat und was verbessert werden kann. Es ist wichtig, die Rückmeldungen der Kinder ernst zu nehmen und in die Anpassungen des Kurses einzubeziehen.

Sei ein Forscher

Ich lade dich ein, mit den Kindern deinen Theaterkurs zu erforschen. Du solltest dich und deine Kursleitung sollte nicht als Wissensautorität verstehen, sondern gemeinsam mit den Kindern nach Möglichkeiten suchen, wie der Kurs erfolgreich gestaltet werden kann. Dies schafft eine Atmosphäre der Zusammenarbeit und Partizipation.

Typische Fehler bei Leiten eines Theaterkurses

Bei der Umsetzung der oben genannten Schritte können typische Fehler auftreten, die vermieden werden sollten. Ein häufiger Fehler ist übermäßige Planung, bei der zu viele Kurse im Voraus geplant werden. Das Planen mehrerer Kurse im Voraus kann problematisch sein. Es ist besser, flexibel zu bleiben und den Kurs nach Bedarf anzupassen, anstatt sich auf feste Pläne zu verlassen.

Ein weiterer Fehler besteht darin, ein Ungleichgewicht zwischen Teilnahme und Beobachtung zu schaffen. Es ist wichtig, eine Balance zwischen dem Spielen mit den Kindern und dem Beobachten des Kurses zu finden. Eine zu starke Ausrichtung auf eine dieser beiden Aktivitäten kann zu Problemen führen.

Die fehlende Akzeptanz von Ablehnung ist ein weiterer Fehler, den man vermeiden sollte. Kinder sollten die Freiheit haben, Spiele abzulehnen, ohne sich schlecht zu fühlen. Die Kursleitung sollte eine Umgebung schaffen, in der solche Entscheidungen respektiert werden.

Ein weiterer Fehler ist die Vernachlässigung der Reflexion. Das Ignorieren der Reflexion kann dazu führen, dass Probleme im Kurs unentdeckt bleiben. Regelmäßige Reflexion ist entscheidend für die kontinuierliche Verbesserung.

Wie im Beispiel meiner Kollegin zu Beginn dieses Textes solltest du vermeiden, zu viele Veränderungen auf einmal einzuführen. Bei etablierten Gruppen sollten Veränderungen schrittweise eingeführt werden. Zu viele Änderungen auf einmal können Widerstand hervorrufen und die Gruppendynamik stören. Diese Fehler können den Erfolg der pädagogischen Haltung im Theaterkurs beeinträchtigen. Es ist wichtig, sie zu erkennen und zu vermeiden, um eine positive und partizipative Umgebung für die Kinder zu schaffen.

Eine pädagogische Haltung, die verbindet

Abschließend kann gesagt werden, dass die pädagogische Haltung im Theaterkurs entscheidend ist, um die Kinder aktiv einzubeziehen und zu begeistern. Statt den Kurs über die Kinder hinweg zu leiten, sollten Kursleiter*innen mit den Kindern arbeiten, ihre Bedürfnisse berücksichtigen und den Kurs flexibel anpassen. Dies führt zu einer harmonischeren und effektiveren Theatererfahrung für alle Beteiligten.

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Mark

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Hey, ich bin Mark, staatlich anerkannter Sozial- und Kindheitspädagoge (B.A) sowie ausgebildeter Theaterpädagoge (BUT) und schreibe hier die Beiträge.

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Sozial-Theatral, der Podcast, mit dem du Kinder und Jugendliche mit Spiel, Spaß und Theaterpädagogik fördern kannst. Dieser Podcast richtet sich an kreative Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Pädagogik, Erziehung und natürlich auch Menschen aus dem Theater.

Denn das Schöne am Theater ist, dass du es überall einsetzten kannst. Egal, ob in der Schule, in der Erziehung, im Beruf oder im Alltag. Lass dich überraschen, wie einfach es sein kann, Kindern soziale Kompetenzen zu vermitteln.

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