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Was wird beim Rollenspiel gefördert?
Die Bedeutung des Rollenspiels hat in der Sozialpädagogik einen entscheidenden Stellenwert, wenn es um die Förderung von sozialen Kompetenzen geht.
Mit dem Rollenspiel kannst du gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen Lösungsvorschläge zu unterschiedlichen Themen erarbeiten. Im Anschluss kannst du diese Lösungen für den praktischen Gebrauch proben.
Theoretisch wird dies mit dem Informationsmodell nach Bendura begründet, wonach es eine Aneignung- und Ausübungsphase gibt.
In dieser Podcastfolge gehe ich auf die Ziele des Rollenspiels ein und zeige dir drei theaterpädagogische Methoden zur Umsetzung. Am Ende gehe ich noch auf das Setting ein, welches (insbesondere beim Rollenspiel) eine wichtige Bedeutung hat.
Rollenspiele haben ihren Ursprung im Theater und sind seit Langem als didaktisches Mittel in der Erwachsenenbildung und in der Therapie bekannt. Sie ermöglichen es den Teilnehmenden, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen in einem geschützten Raum zu üben und zu verbessern. In diesem Text werden wir untersuchen, was Rollenspiele fördern und welche Theatermethoden zur Umsetzung verwendet werden können.
Ziele von Rollenspiele
Rollenspiele dienen dazu, alternative Verhaltensstrategien zu entwickeln und Lösungen experimentell zu erforschen. Sie helfen dabei, die Praxistauglichkeit von Lösungsansätzen zu überprüfen und das Verhalten in realen Situationen zu üben. Rollenspiele basieren auf der sozial-kognitiven Lerntheorie nach Bandura. Diese besagt, dass das Verhalten in zwei Phasen erlernt wird: in der Aneignungsphase wird das Verhalten abschaut, in der Ausübungsphase wird das Verhalten praktisch antrainiert. Im Blogbeitrag „Ziele der Theaterpädagogik“ erfährst du, wie die Theaterpädagogik im Allgemeinen arbeitet.
Theatermethoden zur Umsetzung von Rollenspielen
Es gibt verschiedene Theatermethoden, die zur Umsetzung von Rollenspielen genutzt werden können. Im Folgenden schauen wir uns drei genauer an:
Forumtheater
Das Forumtheater ist eine interaktive Theaterform, die von Augusto Boal entwickelt wurde. Das Ziel ist es, das Publikum in die Aufführung zu integrieren, um eine Diskussion und Interaktion zwischen den Schauspielern und dem Publikum zu ermöglichen. Diese Methode ist besonders gut geeignet, um soziale Ungerechtigkeit zu thematisieren und alternative Handlungsmöglichkeiten zu diskutieren.
Improvisationstheater
Beim Improvisationstheater werden Szenen ohne vorherige Absprache oder Drehbuch improvisiert. Es gibt verschiedene Techniken, wie beispielsweise das „Ja, und“-Prinzip, bei dem die Schauspieler auf das Angebot ihres Mitspielers eingehen und es ergänzen. Diese Methode ist besonders nützlich, um die Kreativität und Spontaneität zu fördern und die Teilnehmenden darin zu unterstützen, sich auf unbekannte Situationen einzulassen. Dabei können wir mit den Teilnehmenden ihre verbale und körperliche Reaktionen Realitätsnah überprüfen. Damit ist diese Form insbesondere für das Einüben von Lösungen ideal.
Darstellung von erlebten Situationen
Hierbei geht es darum, eine reale Situation, die eine Person erlebt hat, nachzuspielen. Diese Methode ist besonders nützlich, um alternative Verhaltensstrategien zu erproben und zu üben. Es ist wichtig, dass die Person, die die Situation erlebt hat, die Rolle des Regisseurs übernimmt, um die Situation aus ihrer eigenen Perspektive darzustellen.
Darauf musst du bei der Leitung von Rollenspielen achten
Damit Rollenspiele erfolgreich durchgeführt werden können, müssen einige Dinge berücksichtigt werden:
Geschützter Raum
Der geschützte Raum besteht aus einer physischen und psychischen Komponente.
Die physische Komponente stellt den Ort dar. Idealerweise spielst du in vier Wänden Theater und nicht bei schönem Wetter auf der Wiese, wo jederzeit jemand das Spiel beobachten könnte.
Unter der psychischen Komponente verstehe ich alle Teilnehmenden deines Kurses. Du musst also dafür sorgen, dass die Gruppe einander vertraut.
Bereitschaft zur Veränderung
Wenn wir davon sprechen, dass wir mit Rollenspielen Kinder und Jugendliche fördern möchten, dann braucht es auch Teilnehmende, die bereit sind, an sich zu arbeiten. Wer sich und sein Verhalten nicht ändern möchte, dem wirst du auch nie helfen können.
Moderation
Die Moderation ist wahrscheinlich mit das wichtigste. Du könntest auch, anstelle von Moderation, von Haltung sprechen. Es braucht also eine entsprechende Haltung. Eine Haltung, die auch ein Vertrauen zu dir ermöglicht. Du musst deinen Teilnehmenden Sicherheit vermitteln, mit deiner Körpersprache, Persönlichkeit und deiner Beziehung zu den Teilnehmenden.
Gruppendynamik
Der letzte Punkt knüpft an den Ersten wieder an. Wenn du die Gruppendynamik beachtest, können die Kinder/Jugendlichen kein Vertrauen zueinander aufbauen. Gleichzeitig begleitest du mit der Beachtung der Gruppendynamik die Entstehung einer Gruppe: Du begleitest also die Teilnehmenden im Findungsprozess als Gruppe. Im entsprechenden Blogbeitrag „Gruppenverhalten und Gruppendynamik“ findest du noch mehr zu diesem Thema.
Zusammenfassung
Rollenspiele können helfen, alternative Verhaltensstrategien zu finden und somit Lösungen für die Alltagsprobleme deiner Zielgruppe zu bearbeiten. Des Weiteren kannst du diese Lösungsstrategien verfestigen und auf ihre Praxistauglichkeit schon innerhalb des geschützten Raums testen.
Zur Umsetzung der Förderung mit Rollenspielen kannst du auf verschiedene Techniken zurückgreifen. In dieser Podcastfolge habe ich dir drei verschiedene gezeigt, die du individuelle umsetzen kannst. Zur Vertiefung dieser Techniken kannst du dir die empfohlenen Podcastfolgen anhören.
Rollenspiele kannst du nicht einfach mal so spielen. Zu erfolgreichen Umsetzung benötigst du ein entsprechendes Setting. Insbesondere das Vertrauen spielt hier eine wichtige Rolle. Egal, ob es sich dabei um den Ort, die Gruppe oder deiner Person handelt.
Ohne Vertrauen wird das Rollenspiel nicht wirklich funktionieren.