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Spiel und Bewegung mit Kindern
Körperausdruck mit Theaterpädagogik
Die Bühne, ein Ort der Magie und des Ausdrucks, bietet Raum für Geschichten, Emotionen und Charaktere. Doch hinter jeder überzeugenden Aufführung steht mehr als nur Worte und Gesten. Die Verbindung von Theater und Bewegung ist eine tiefgreifende Beziehung, die die Grundlage für eine beeindruckende Darstellung schafft. In dieser Podcastfolge gehen wir den Fragen nach: vor welchen Herausforderungen steht der Körper im Theaterspiel? Was wird körperlich mit Theater gefördert und wie sieht eine ganzheitliche Körperwahrnehmung aus?
Herausforderungen: Die Vielschichtigkeit des Körperausdrucks im Theater
Auch wenn immer wieder gesagt wird, dass jeder Theater spielen kann, kann diese darstellende Kunstform auch sehr anspruchsvoll sein. Ein besonderer Anspruch ist der Körperausdruck, den wir uns im Folgenden näher anschauen. Was hat Theater mit dem Körper zu tun, da werden doch nur Texte gelernt, oder nicht?
Theater ist Ausdruck mit dem ganzen Körper
Wenn der Vorhang aufgeht und die Darsteller die Bühne betreten, geschieht weit mehr als nur gesprochene Worte. Theater ist ein Ausdruck, der den gesamten Körper einbezieht. Jede Bewegung, jede Geste, jeder Blick trägt zur Botschaft der Aufführung bei. Es ist eine Kunst, den Körper als Instrument der Emotionen zu nutzen und dem Publikum eine tiefere Ebene des Verständnisses zu ermöglichen.
Sprechen ist auch Körperarbeit
Selbst das gesprochene Wort ist eine Form von Körperarbeit im Theater. Die Art und Weise, wie ein Satz betont wird, wie die Stimme den Raum durchdringt, wie der Körper die Worte begleitet – all das trägt zur Wirkung der Botschaft bei. Sprechen ist nicht nur eine geistige Handlung, sondern eine Verbindung zwischen Geist und Körper, die das Gesagte verstärkt.
Wir senden und empfangen mit dem Körper
Das Zusammenspiel zwischen Darstellern und Publikum geht über die bloße Präsentation hinaus. Der Körper der Darsteller sendet Botschaften, die das Publikum empfängt und interpretiert. Es entsteht eine subtile Kommunikation, bei der Emotionen und Gedanken über Bewegungen, Haltungen und Ausdruck vermittelt werden. Beziehungen, Standpunkte und Argumente werden mit dem Körper unterstrichen und unterstützen damit die Aussage in ihrer Wirkung. Das alles gilt jedoch nicht nur für die Bühne, sondern auch für den Alltag.
Bei Theaterstücken gilt die Wiederholbarkeit
Eine weitere Herausforderung im Theater ist die Wiederholbarkeit von Bewegungen und Aktionen. Jede Aufführung sollte konsistent sein, um die gewünschte Botschaft zu vermitteln. Dies ist der Unterschied zwischen Theater und Film. Jedes Theaterstück wird immer wieder neu gespielt. Gleichzeitig ist eine 100 % Wiederholbarkeit (wie beim Film) unmöglich, so wird jedes Theaterstück zu einem Unikat und zu einer kleinen Improvisationsaufführung. Denn die Schauspielerinnen und Schauspieler müssen immer auf die kleinen Veränderungen improvisieren.
Um diese Wiederholbarkeit möglichst exakt zu gewährleisten, spielt der Körper eine entscheidende Rolle. Die Fähigkeit, Bewegungen präzise zu wiederholen, erfordert eine bewusste Kontrolle über den eigenen Körper und der räumlichen Orientierung
Körper zur Darstellung von Emotionen, Beziehungen, Absichten
Der Körper wird zu einem lebendigen Pinsel, mit dem Darsteller Emotionen malen, Beziehungen weben und Absichten verdeutlichen. Die Körpersprache kann mehr aussagen als tausend Worte und fügt der Darstellung eine Nuance und Tiefe hinzu, die Worte allein nicht erreichen könnten. So ergibt sich auf der Bühne ein künstlerisches Meisterwerk, dass die gesamte Bühnenpräsenz erst abrundet. Ohne eine exakte Kontrolle des Körpers würden die eigene Persönlichkeit mit ihren kleinen individuellen und persönlichen Bewegungen die Rolle übermalen. Es kommt zu Farbklecksen, die das Gesamtbild stören und für Irritationen sorgen.
Die Körperlichkeit zur Darstellung komplexer Szenen
Die Magie des Theaters zeigt sich besonders in der Fähigkeit, komplexe Szenen auf der Bühne zum Leben zu erwecken. Durch geschickte Bewegungen und Choreografien können Darsteller Handlungen darstellen, die tiefgreifende Emotionen und vielschichtige Beziehungen beinhalten. Damit werden aber Szenen nicht nur komplexer und erhalten mehr Tiefgang. Die exakte Darstellung mit dem Körper ermöglicht auch ein besseres Verständnis von Szenen. Egal, ob diese jetzt komplex sind oder nicht.
Förderung: Die Macht der ganzheitlichen Bewegung
Einen ganz besonderen Blick möchte ich auf die Förderpotenziale setzen. Wie können wir mit Theaterpädagogik Kinder wie Jugendliche ganzheitlich fördern? Hier unterstützt uns insbesondere die ganzheitliche Bewegung, die auf gezielte und kontrollierte Beweungen setzt.
Ganzheitliche Bewegung statt sportliche Fitness
Es ist wichtig zu betonen, dass Bewegung im Theater nicht gleichbedeutend mit sportlicher Betätigung ist. Hier geht es nicht um sportliche Fitnessziele, sondern um ganzheitliche Beweglichkeit. Bewegungen im Theater sind gezielt, bewusst, kreativ und künstlerisch. Sie dienen dazu, Emotionen auszudrücken und die Botschaft der Aufführung zu verstärken.
Doch dies gilt nicht nur für die Bühne. Ein wacher Körper und Geist sind die Grundlage für gesunde menschliche Beziehungen im Alltag. Die Fähigkeit, auf die Bewegungen und Signale anderer einzugehen, schafft eine lebendige Interaktion und fördert einen Beziehungsaufbau.
Damit ist ganzheitliche Bewegung ein zentrales Werkzeug im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung und ein wesentlicher Bestandteil sozialer Kompetenzen. So sendet der Mensch oft nonverbale Signale mit seinem Körper, die das Gegenüber lesen können muss, um den Menschen besser zu verstehen. Damit können Missverständnisse, Aussagen und Gefühle des Gegenübers besser gedeutet und eingeordnet werden.
Hier liegen zentrale Bedeutungen in der ganzheitlichen Bildung.
Es geht um Körperwahrnehmung
Die Förderung von ganzheitlicher Bewegung in der Theaterpädagogik zielt auf die Schulung der Körperwahrnehmung ab. Die Darsteller lernen, bewusst auf ihre Handlungen, Positionen, Bewegungen und Sinneswahrnehmungen zu achten. Sie entwickeln ein tiefes Verständnis für ihren eigenen Körper und nutzen ihn als Instrument, um Charaktere zum Leben zu erwecken.
Durch eine solche Körperwahrnehmung kann ich mich selbst und meine Gefühle viel besser verstehen. Gleichzeitig ist der Körper mein Weg zur Außenwelt. Die Wahrnehmung von Außen wird also durch meinen Körper bestimmt. Eine schlechte Körperwahrnehmung kann also dazu führen, dass meine Wahrnehmung gehemmt, oder getrübt ist.
Signale von Außen kommen bei mir also verfälscht an. Was eine entsprechende Deutung von vornherein erschwert. Dies fördert Missverständnissen, Fehlinterpretationen und sorgt schlussendlich zu Streitereien.
Körperwahrnehmung: Die Kunst des bewussten Körpereinsatzes
Nachdem wir uns angesehen haben, was ganzheitliche Bewegung ist und es dabei vor allem um Körperwahrnehmung geht, schauen wir uns im Folgenden an, was genau unter Körperwahrnehmung zu verstehen ist und wie sich diese auf unser Wohlbefinden auswirkt.
Das Bewusstsein über den eigenen Körper
Die Körperwahrnehmung umfasst ein breites Spektrum an Aspekten. Darsteller lernen, bewusst auf ihre Handlungen, Positionen und Bewegungen zu achten. Die Position des Körpers wird in Bezug zur Beziehung und Raum gestellt. Diese Achtsamkeit ermöglicht es, jede Bewegung gezielt einzusetzen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Sinneswahrnehmung
Ich habe schon erwähnt, dass die der Körper das Instrument zur Wahrnehmung unsere Umwelt dient. Also zur Sinneswahrnehmung. Berührung, Sehen und Hören tragen zur Interaktion zwischen den Menschen bei. Ein bewusstes Einbeziehen dieser Sinne verstärkt die Emotionalität der Aufführung.
Damit entsteht wieder ein großer Unterschied zwischen Film und Theater. Denn durch die direkte Präsenz des Publikums, der Nähe zu den Schauspielern, aber auch durch die Schauspieler selbst, entsteht eine größere Nähe zum Geschehen. Gleichzeitig durchleben die Schauspieler selbst durch die Wirkung der Psychomotorik das Stück emotional immer wieder neu. Eine Leistung, die viel vom Schauspieler abverlangt.
Persönliche Grenzen
Die Auseinandersetzung mit persönlichen Grenzen ist ein wichtiger Schritt in der Körperarbeit. Schon allein zu erkennen, wo die Grenzen meines Körpers liegen, kann Kinder oder Jugendlichen zur Selbstüberschätzung führen. Zu erkennen, welche Maße, der eigene Körper hat, hilft bei der eigenen Selbstentdeckung. Meinen Körper und seine Grenzen zu kennen, unterstützt mich also dabei, auch andere Menschen vor diesen Grenzen zu setzten und meinen eigenen Körper besser anzunehmen.
Damit unterstützt die Bildung einer ganzheitlichen Körperbewegung Kinder und Jugendliche bei der Entdeckung des eigenen Körpers, der sexuellen Selbstbestimmung und Prävention von körperlichen Übergriffen.
Abschließende Gedanken
Theater und Bewegung sind untrennbar miteinander verbunden. Die Fähigkeit, den Körper bewusst einzusetzen, um Emotionen und Botschaften auszudrücken, macht den Zauber des Theaters aus. Die Förderung der ganzheitlichen Bewegung und die Schulung der Körperwahrnehmung sind entscheidende Elemente aus der Theaterpädagogik. Der Probenraum wird so zum Ort der kreativen Entfaltung, der tiefen Verbindung und der lebendigen Kommunikation. Indem wir den Körper auf der Bühne als Instrument nutzen, verstehen wir nonverbale Kommunikation auch in unserem Alltag besser. Des Weiteren stärkt die ganzheitliche Körperbewegung die sexuelle und körperliche Selbstbestimmung sowie das Selbstbewusstsein.