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Meine 7 wichtigsten Werte für Theater und Pädagogik

Diese Podcastfolge wird recht persönlich. Denn ich rede heute darüber, welche Werte mich leiten und somit als Kompass dienen. Ein Kompass, der mir in der regelmäßigen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eine Orientierung gibt. Für mich selbst ist es wichtig, dass ich eine Orientierung habe, da ich nur so auch Halt bieten kann.

Und Halt geben, ist eines der wesentlichen Punkte in der Pädagogik. Ich lade dich damit ein, dir meine Werte anzuhören und für dich selbst herauszunehmen, was für dich passt. Den Rest darfst du einfach so liegen lassen. Und wer weiß, vielleicht schaffe ich es sogar, dass du dich nach dieser Folge hinsetzt und deine eigenen 7 Werte auf Papier aufschreibst. Als Kompass für dich und deinem Alltag.

1. Scheitern bedeutet Erfolg

Es ist ein wenig wie in der Philosophie: Der Weg ist das Ziel. Darum geht es. Wenn du einen Theaterkurs leitest, werden immer Fehler passieren. Sowohl dir als auch deinen Teilnehmenden. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich nicht über diese Fehler zu ärgern, sondern souverän damit umzugehen. So zeigst du den Kindern, dass Fehler nichts Schlimmes sind, sondern aus Fehlern auch Helfer werden können. Also nicht die Fehler sind das Problem, sondern der Umgang mit ihnen.

2. mein Kurs – Meine Regeln

Wenn ich mit Kindern oder Jugendlichen einen Theaterkurs durchführe, dann ist es mir immer wichtig, die Teilnehmenden mitzunehmen und sie für diesen Kurs zu begeistern. Am besten gelingt mir das (und wahrscheinlich damit auch dir) in dem ich die Kinder und Jugendlichen ernst nehme und ihre Vorschläge, Wünsche und Bedürfnisse im Kurs berücksichtige. Doch all das hat auch seine Grenzen.

Denn am Ende bin ich für den Kurs verantwortlich und muss ihn vor Dritten (Schule, Eltern, Teilnehmenden u.v.m.) sowie mir verantworten. Aus diesem Grund halte ich mir bei allen Partizipations- und Beteiligungsmöglichkeiten immer ein Veto-Recht ein. Das ist auch wichtig, weil ich die Verantwortung für alles trage und auch für den Schutz aller verantwortlich bin.

3. Bedürfnisorientierte Pädagogik

Wie ich schon beschrieben habe, ist mir die Partizipation der Teilnehmenden meines Kurses sehr wichtig. Das sollte auch dir wichtig sein, denn du gestaltetest den Kurs nie allein, sondern immer mit der Gruppe zusammen. Aus diesem Grund ist mir die bedürfnisorientierte Pädagogik so wichtig. Damit steht dieser Punkt im Kontrast zum zweiten Punkt meiner Wertetabelle. Es gilt also, ein Gleichgewicht zu finden. Alle Bedürfnisse sollten in einem Kompromiss berücksichtigt werden. Wie in der Demokratie gilt es also mehrere Ansichten und Meinungen zu erörtern und entsprechend einen Kompromiss zu finden. Gleichzeitig halte ich mir aber immer mein Veto-Recht ein, um die Gruppe vor größeren Schaden zu bewahren. Es gibt also nie ein Ja oder Nein, ein Schwarz oder Weiß, sondern immer ein Jein, ein Grau.

4. Verantwortung tragen

Dieses Veto-Recht ist also wichtig, da du immer die Verantwortung trägst. Also trage sie auch. Für alles, was das Projekt betrifft, auch wenn du auf den ersten Blick vielleicht keine Schuld haben solltest. Generell empfehle ich dir auch für alles eine Verantwortung zu tragen. Beziehungsweise, vielleicht solltest du dich nicht auf Schuldige konzentrieren, sondern viel mehr auf die Lösungen.

So habe ich selbst mal ein Theaterprojekt mit einer Kollegin geplant. Wir haben dazu ein Stück auf der Bühne präsentiert und Karten verkauft. Den Kartenverkauf wollte meine Kollegin klären. Dazu habe ich in einem entsprechendem Schreiben ihre Telefonnummer eingetragen. Am Ende sollte meine Kollegin das Schreiben kontrollieren. Leider hat sie dabei übersehen, dass ihre Telefonnummer falsch war. Eigentlich ein wesentlicher Punkt. Ich habe am Ende die Verantwortung für diesen Fehler übernommen.

In Zukunft wird mir das nicht mehr passieren. Denn ich werde ab diesem Zeitpunkt immer explizit darauf hinweisen, dass die Telefonnummer kontrolliert werden soll. Und ich werde zusätzlich die Nummer extra anrufen, um sie zu überprüfen. Hätte ich die Verantwortung nicht dafür übernommen, wäre ich wahrscheinlich zu dem Entschluss gekommen, dass ich nichts daran ändern kann. Die Folge wäre vermutlich, dass dieser Fehler in Zukunft wieder passiert. Deswegen merke dir: Wer die Verantwortung trägt, trägt auch die Macht etwas zu ändern.

5. Mein Kurs ist ein Gemeinschaftsprojekt

Ich habe es schon erläutert, ein Theaterkurs wird nicht von dir gestaltet, sondern von allen Beteiligten. Daher ist es essenziell, dass du alle mitnimmst. Hier schließt sich auch wieder der Kreis mit den Punkten zwei, drei und vier. Denn du trägst zwar die Verantwortung, aber allein kann nicht Theater gespielt werden. Denn Theater definiert sich durch folgenden Satz: A spielt B während C zusieht. Damit ist gemeint, dass eine Person A eine Rolle B spielt, während Zuschauer C zusieht. Das ist Theater. Und schon allein durch diese Konstellation zwischen Akteur und Zuschauer, sollte dir klar sein, dass Theater nicht allein gespielt werden kann. Entsprechend ist dein Theaterkurs immer ein Gemeinschaftsprojekt.

6. Angriffe nehme ich nicht (mehr) persönlich

Früher bin ich oft in den verbalen Kampf mit Kindern oder Jugendlichen gegangen. Dann habe ich Angriffe oft persönlich genommen und dachte, dass ich dieses oder jenes Verhalten jetzt nicht durchgehen lassen darf, denn dann dauert es ja nicht mehr lange und alle tanzen dir auf der Nase herum. Diese Denkweise war ein Fehler! Denn Druck erzeugt ganz oft Gegendruck. Entsprechend konnten diese Konflikte also nicht gelöst werden. Heute gehe ich anders mit Konflikte um. Orientiert an den Werten, die ich bis hierhin schon erwähnt habe, schaue ich auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendliche. Versuche sie zur Mitarbeit anzuregen und kann dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) klare Grenzen setzen. Außerdem weiß ich heute, dass hinter jedem Verhalten immer ein verstecktes Bedürfnis steht, oder ich auch mal als Blitzableiter dienen darf. Ich also Stellvertreter für mein Gegenüber bin. Stellvertretend für eine Person, die mein Gegenüber verletzt hat und das jetzt rausmuss. Dieses Wissen allein hilft mir in vielen Situationen und unterstützt mich bei der Einsortierung des Verhaltens der Kursteilnehmenden.

7. Wer aufgehört hat besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein

Dieser Satz begleitet mich schon mein halbes Leben lang. Ich habe ihn mal irgendwo an einer Wand gelesen und seitdem begeistert er mich. Weil er einfach so wahr ist! Und ich kann dir auch nur empfehlen, dass auch du dich an diesem Satz orientierst. Wie das in der Pädagogik aussieht? Ganz einfach, du kannst dich regelmäßig reflektieren. Ich selbst tue das ständig. Wie du das machst, bleibt natürlich dir überlassen. Ich selbst befrage regelmäßig die Teilnehmenden nach einem Kurs, wie es ihnen gefallen hat. Ich beschäftige mich mit Situationen, die im Kurs gut oder auch mal schlecht gelaufen sind. So überlege ich immer wieder, wie ich in Zukunft auf die eine oder andere Situation besser reagieren kann. So baue ich mir ein Portfolio auf. Sollte ich also in Zukunft wieder in eine ähnliche Situation kommen, werde ich dann besser und schneller wissen, wie ich darauf reagiere. So wird meine Arbeit immer wieder ein kleines bisschen besser.

Fazit

Du siehst, dass diese Werte nicht allein für sich stehen, sondern miteinander verknüpft sind und teilweise konträr zueinander stehen. Das ist der Sinn dieser Werte. Sie schließen sich einander aus, da wir in der Pädagogik nicht immer klar nach einem Faden arbeiten können, sondern ständig individuell arbeiten müssen. Pädagogisches Handeln ist für mich ein ständiges Austarieren und Anpassen an individuelle Personen und Situationen. Gleichzeitig dürfen wir selbst aber nicht ins Schwimmen geraten. Wir müssen fest auf dem Boden stehen. Wie ein Anker halten wir die Gruppe zusammen, um so Halt für jeden zu geben. Das gelingt umso besser, je fester und klarer du deinen Wertekompass hast. In dieser Folge habe ich dir einen Einblick in meinen Kompass gegeben. Du darfst dich gerne daran orientieren und dich inspiriert fühlen, deine eigenen sieben Werte aufzuschreiben. Ich lade dich ein, dir ein weißes Blatt Papier zu nehmen und etwas Zeit, um deine sieben Werte niederzuschreiben.

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Mark

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Hey, ich bin Mark, staatlich anerkannter Sozial- und Kindheitspädagoge (B.A) sowie ausgebildeter Theaterpädagoge (BUT) und schreibe hier die Beiträge.

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Sozial-Theatral, der Podcast, mit dem du Kinder und Jugendliche mit Spiel, Spaß und Theaterpädagogik fördern kannst. Dieser Podcast richtet sich an kreative Fachkräfte der Sozialen Arbeit, Pädagogik, Erziehung und natürlich auch Menschen aus dem Theater.

Denn das Schöne am Theater ist, dass du es überall einsetzten kannst. Egal, ob in der Schule, in der Erziehung, im Beruf oder im Alltag. Lass dich überraschen, wie einfach es sein kann, Kindern soziale Kompetenzen zu vermitteln.

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